Es war ein Abend der Besonderheiten – denn dass gleich zwei Chefärzte ihren Dienst antreten, ist ein Ereignis mit Seltenheitsfaktor. Mit Dr. Annika Stollenwerk ist erstmals eine Frau im Johanna Etienne Krankenhaus zur Chefärztin ernannt worden. Die 37-Jährige übernimmt damit die Verantwortung für die Abteilung Zentralambulanz, die sie vorher als leitende Ärztin geführt hat. „Nur jede zehnte Top-Position in Kliniken ist von Frauen besetzt. Daran muss sich etwas ändern“, stellte Geschäftsführer Paul Kudlich bei seiner Begrüßungsrede fest. „Mit Dr. Annika Stollenwerk haben wir eine Chefärztin im Team, die ihr Herz am rechten Fleck trägt.“
Bereits seit 2011 ist Stollenwerk im Johanna Etienne Krankenhaus tätig. Damit schließt sich der Kreis, denn dort ist die Medizinerin 1981 auf die Welt gekommen. Studiert hat sie an der Universität zu Köln bevor sie ihre Fachausbildung im St. Marienhospital Düren absolvierte. In der Zentralambulanz, für die sie im Oktober die Leitung übernommen hat, zählt jede Sekunde. Gearbeitet wird mit dem sogenannten Triage-System. Innerhalb von zehn Minuten wird eingeschätzt, wie schwer die Erkrankung des Betroffenen ist – dabei wird mit international standardisierten Faktoren verfahren. Der Patient wird zunächst in eine von fünf Klassifizierungen eingeordnet: Rot, Orange, Gelb, Grün und Blau. Bei der roten Kategorie muss sofort gehandelt werden, bei der blauen ist eine Untersuchung eines Arztes innerhalb von 120 Minuten vorgesehen. Im vergangenen Jahr wurden 26.891 Patienten nach diesem Verfahren gesichtet – 53 davon zählten zu der roten Kategorie, 17 348 zu der grünen. Um der hohen Anzahl von Patienten zur Grippezeit Herr zu werden, trat am 1. November außerdem zum ersten Mal ein Winterdienst in Kraft. Das heißt, dass das Haus beispielsweise in der Pflege und im ärztlichen Dienst besser aufgestellt ist. „Die Hochphase der Krankheitswelle verschiebt sich immer weiter nach hinten. Durch einen milden Herbst hatten wir erst zum Jahresbeginn deutlich mehr zu tun“, erklärt die Chefärztin. Durch die gute Vorbereitung hatte das Team die Situation aber stets im Griff. In Zukunft soll die Zentralambulanz noch weiter ausgebaut werden. Derzeit arbeiten pro Schicht ein Oberarzt und drei Assistenten dort, bald sollen es zwei Oberärzte und drei Assistenten sein. Außerdem strebt Dr. Stollenwerk die Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ an, die es bis jetzt nur in Berlin gibt.
Dr. med. Peter Krieg bereichert die Thoraxchirurgie mit seiner langjährigen Erfahrung. Er war an Universitätskliniken unter anderem in Freiburg, Durham NC (USA) und Essen tätig. Kudlich lobte sein Engagement für das Etienne Krankenhaus: „Dr. Krieg hat den Bereich Thoraxchirurgie, also hochspezialisierte Eingriffe an der Lunge, an unserem Krankenhaus aufgebaut. Es freut uns sehr, ihn nun als neuen Chefarzt vorstellen zu dürfen.“ Seit rund drei Jahren ist der erfahrene Mediziner in Neuss tätig. In dieser Zeit schaffte er neue Strukturen in seinem Fachbereich. In den Mittelpunkt seines Vortrags stellte Dr. Krieg sein Team. Über Videokonferenzen tauschen sich die Mitglieder der unterschiedlichen Fachbereiche miteinander aus. Am Johanna Etienne Krankenhaus schätzt der gebürtige Münchner besonders den Ansatz, sich Zeit für die Patienten zu nehmen. Er weiß aus eigener Erfahrung, welche Bedeutung die Nähe zum Patienten hat. „Als mein Vater nach einer Krankheit aus dem Koma erwachte, hat er mir gesagt, wie wichtig ihm die Zuwendung der Ärzte und Pfleger war. Das hat mich geprägt“, weiß Dr. Krieg. Auch aus diesem Grund hat der Mediziner ein neues Projekt in die Wege geleitet. Künftig soll es Vertrauenspersonen für die Patienten geben. Das bedeutet dass über die Dauer der Behandlung ein und dieselbe Person als Ansprechpartner für den Patienten da sein soll. Zudem soll der Bereich Thoraxchirurgie bald durch zwei neue Oberärzte verstärkt werden.
Geschäftsführer Paul Kudlich hob in seiner Ansprache die hohe Kompetenz beider Mediziner hervor. „Wir sind stolz, zwei so leidenschaftliche Chefärzte in unseren Reihen zu wissen.“