Es war eine ganz alltägliche Situation: Ein Arbeitskollege umarmte Niki A. Doch daraufhin hatte die 63-Jährige Schmerzen, die nicht weggehen wollten. Die gebürtige Griechin hatte schon von Kindheit an regelmäßig Bronchitis, ist als Asthmapatientin oft kurzatmig – doch dieses Mal war etwas anders. „Es war so ein Druck im Brustkorb, ich fürchtete schon, dass eine Rippe gebrochen sei“, so die Gebietsleiterin in der Gebäudereinigungs-Branche. Es folgten Besuche und Untersuchungen bei Ärzten. Ein erster Check mittels Computertomographie (CT) zeigte eine „schlecht belüftete Stelle“ an der Lunge, die zunächst nur weiter beobachtet werden sollte. Beim Kontrolltermin sechs Monate später, war eben diese Stelle noch auffälliger und größer. Eine Biopsie, bei der eine Gewebeprobe entnommen wird, brachte letztendlich Gewissheit: Es handelte sich um ein Karzinom, einen bösartigen Tumor.
Chefarzt Horst Mertins aus dem Etienne konnte Niki Angermund in dieser dramatischen Situation Halt geben. „Er hat mich gleich beruhigt, und mir klargemacht, dass wir es hinkriegen werden“, erinnert sich die Patientin an diesen schicksalhaften Moment. Dass die Aussichten auf einen erfolgreichen Verlauf von Beginn an gut waren, bestätigt der Chefarzt der Thoraxchirurgie: „Der Tumor war in einem frühen Stadium und mit 1,3 Zentimetern recht klein. Wobei die Größe des Karzinoms nicht der einzige ausschlaggebende Faktor ist.“ In diesem Fall kam begünstigend hinzu, dass keine auffälligen Lymphknoten in der Lunge festgestellt wurden. „Man muss dazu sagen, dass sich in den vergangenen Jahren sehr viel in der Krebstherapie getan hat und es deutlich bessere Möglichkeiten gibt. Die Behandlung ist dabei immer individuell“, weiß der Mediziner. So konnte Niki A. minimalinvasiv operiert werden. „Dazu wurden lediglich zwei kleine Schnitte angesetzt“, erklärt Mertins. Noch nicht einmal eine Woche blieb die Patientin zur Beobachtung in der Further Klinik, eine Chemotherapie war nicht notwendig. An die Situation im Aufwachraum nach der OP erinnert sie sich noch gut: „Herr Mertins schaute nach mir und sagte, dass er jetzt bei mir zu Hause anrufen würde, um mitzuteilen, dass alles gut gelaufen ist. Das war für mich ein Schlüsselmoment. Da wusste ich, dass alles gut werden würde.“ Später auf dem Zimmer bestellte sie sich zur Feier des Tages scherzweise einen Prosecco – und bekam einen alkoholfreien von ihrer Nichte serviert. Während des Klinikaufenthalts stattete der Chefarzt der Patientin jeden Tag einen Besuch ab. „Er meldete sich danach sogar noch telefonisch, um nachzuhören wie es mir geht“, freut sich Angermund.
Inzwischen geht es ihr wieder gut. „Ich merke noch meine Kurzatmigkeit beim Treppensteigen. Außerdem hatte ich Wochen nach der Operation noch einen hartnäckigen Husten, der aber inzwischen wieder abgeklungen ist.“ Dass so etwas nach einem Eingriff im Thorax-Bereich auftreten kann, bestätigt Chefarzt Mertins. In den meisten Fällen gehen die Beschwerden von selbst wieder weg.
In seiner Abteilung werden jährlich rund 80 Lungenkrebspatienten behandelt, in den kommenden zwei bis drei Jahren soll die Klinik im „Etienne“ als Lungenkrebszentrum zertifiziert werden. Dafür stehen die Vorzeichen laut des Mediziners sehr gut: „Die Onkologie ist bei uns sehr gut aufgestellt. Unsere Abteilungen arbeiten fachübergreifend und eng zusammen.“ Für alle Patienten mit Krebs findet im Johanna Etienne Krankenhaus schon jetzt eine sogenannte Tumorkonferenz statt, in der Experten aus verschiedensten Fachbereichen zusammenkommen und über den Patienten, seine Entwicklung und die bestmögliche Therapie sprechen. Auch im Bereich der Lungenkrebsvorsorge wird sich in den kommenden Jahren laut Mertins etwas tun. Aufgrund von Daten aus Studien werde aktuell geprüft, ob Lungenkrebsfrüherkennung deutschlandweit als Kassenleistung angeboten wird – ähnlich wie bei der Brust- und Darmkrebsvorsorge. „Wer unter langanhaltendem starken Husten leidet oder einen unerklärlichen starken Gewichtsverlust hat, sollte in jedem Fall beim Arzt vorstellig werden“, rät der Mediziner. Als größten Risikofaktor für Lungenkrebs nennt er das Rauchen. Grundsätzlich könne die Krankheit aber auch Nichtraucher treffen.
Niki A. ist sehr froh, dass ihr Tumor rechtzeitig erkannt wurde. Sie genießt ihr Leben jetzt noch mehr. „Ich habe nun einen anderen Blick auf die Dinge, achte mehr auf mich und nehme mich auch bei der Arbeit bewusst zurück. Meine Gesundheit ist es das wert.“
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